Was ist Trauma?

Im Kern bedeutet Trauma vor allem den Verlust von Verbindung.

Die Verbindung zum Selbst, zum Körper, den eigenen Kraftquellen und Fähigkeiten kann genauso unterbrochen sein, wie die Verbindung zum Gegenüber, zum Außen und zum gegenwärtigen Moment.

Die Kohärenz von Spüren, Fühlen und Denken zersplittert.

Trauma trifft immer den ganzen Menschen und bedeutet, aus der Ordnung des Seins heraus zu fallen.

Zum Trauma wird ein Ereignis, wenn es unsere Schutzhülle verletzt und uns mit einem Gefühl der Überwältigung und Hilflosigkeit zurücklässt. Das Erleben von Ohnmacht kann uns in unserem Selbst- und Weltverständnis erschüttern.

Traumatisierende Erlebnisse haben vielerlei Gestalt. Verkehrsunfälle, Stürze, Operationen, schwere Krankheiten, Verletzungen, der Verlust eines nahen Menschen, Vernachlässigung in der Kindheit oder pränatale Bedrohung im Mutterleib gehören genauso dazu wie Krieg, Naturkatastrophen oder sexualisierte Gewalt. Auch scheinbar gewöhnliche Ereignisse wie medizinische Behandlungen, eine Verletzung, das Erleben von medialer Gewalt können traumatisierend wirken.

Trauma hat viele Gesichter

Was unterscheidet Schock- und Entwicklungstraumata?

Ein Schocktrauma ist ein einzelnes, zeitlich begrenztes Ereignis wie ein Unfall. Hier geht es um etwas, das uns passiert. Doch auch das Fehlen von etwas, worauf wir besonders als heranwachsender Mensch angewiesen sind, kann nachhaltig traumatisierend wirken. Dazu gehoren Erfahrungen des Nicht- gesehen-, Nicht-gehort- oder Nicht-beantwortet-Werdens. Emotionale Vernachlässigung und Missachtung konnen ebenso verheerend wirken wie körperlicher Missbrauch.

Während sich ein Entwicklungstrauma auf einschneidende Belastungen in den ersten Lebensjahren bezieht, geht es beim Bindungstrauma um Störungen in der Beziehung zur Bezugsperson, die uns hindern eine sichere Bindung zu erleben und damit unsere Beziehungsfähigkeit nachhaltig beeinträchtigen können.

Ob uns ein Ereignis traumatisiert oder nicht, hängt stark vom individuellen Erleben ab – und dies wiederum davon, wie vorbelastet wir sind. Wer in seiner Kindheit eine sichere Bindung erlebt hat und daraus eine stabile innere Basis entwickeln konnte, kann später im Leben Herausforderungen oft leichter bewältigen als jemand, der in unsicheren oder bedrohlichen Verhältnissen aufgewachsen ist.

„Trauma gehört zum Leben. Traumabewältigung auch.“

Peter A. Levine

Welche Folgen kann Trauma im Leben haben?

ständig unter Druck

Wie Traumafolgestörungen sich zeigen, hängt davon ab, wie wir auf das geantwortet haben, was wir erlebt haben.

Man unterscheidet dabei Symptome, die in der Übererregung begründet sind, von solchen, die dem Erleben von Ohnmacht entspringen. Übererregungssymptome entstehen insbesondere durch einen überaktiven Sympathikus. Dazu gehören:

  • Angstzustände

  • Panikattacken

  • Konzentrationsstörungen

  • hohe Reizbarkeit

  • hoher Blutdruck

  • starke emotionale Schwankungen

  • Schreckhaftigkeit

  • Katastrophendenken

  • Schlafstörungen u.a….

wie ein Käfer auf dem Rücken liegend

Auf der anderen Seite die mehr parasympathisch betonten Symptome:


    • Neigung zu depressiven Verstimmungen

    • Antriebslosigkeit

    • Erschöpfung

    • schnelle Überforderung

    • Apathie

    • Scham- und Schuldgefühle

    • Schwierigkeit, Grenzen zu setzen

    • Verlust von sozialen Kontakten u.a. …

 

Die Symptome beider Kategorien können auch im ständigen Wechsel auftreten.

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